Abgeschickt von HeikeF am 19 Dezember, 2002 um 00:01:00:
Antwort auf: Re: mal eine andere K&K-Diskussion: Kay und Klone von Grisel am 15 Dezember, 2002 um 18:47:21:
Hallo Grisel!
: Das merkt man auch sehr schön daran, daß er sich hier noch allzu sehr an anderen Vorbildern, eben Tolkien orientiert und auch noch die eher überflüssige Artus-Guinevere-Lancelot-Geschichte einbaut.
Fand ich auch eher überflüssig, obwohl ich während des Lesen natürlich wieder furchtbar mitgelitten haben und mich sehr über dieses Schmankerl für meine "Artus-Sammlung" gefreut habe. Ausnahmsweise waren mir hier auch sowohl Artus als auch Lancelot (mit Abstrichen auch Guinevere) sympathisch.
Ich habe auch deren Problem nicht so ganz begriffen. Zumindest in Fionavar schien doch alles in Ordnung zu sein: Guinevere liebte beide Männer, beide Männer wußten davon und liebten sich trotzdem; alle Leute gönnten ihnen ihr Glück - und trotzdem gab es einen großen Eiertanz *g*...
: Aber, so sehr ich Tolkien-Kopierer auch eher ablehne, ich denke mir, wenn einer das Recht hatte, dann Kay. Immerhin hat er ja offenbar an der Herausgabe des "Silmarillion" mitgearbeitet.
Genau! Mich stören auch eigentlich eher die Verleger, die auf jedes Buch sofort "Der neue Tolkien" draufschreiben! Meiner Meinung nach wird das dann beiden Autoren nicht gerecht. Besonders, wenn der "neuere" Autor - trotz evtl. Tolkien-Anleihen - etwas Eigenes geschrieben hat.
Und Tolkien selbst hat schließlich das Rad auch nicht neu erfunden, sondern sich auch bei alten Sagen- und Legendenmotiven bedient (was ja auch völlig legitim ist).
: Klar, das ist der alte Gegensatz zwischen dem anspruchsvollen und dem sentimentalen Leser. Der anspruchsvolle will Realismus, der sentimentale aber nicht ausgerechnet bei den Lieblingen ...
Schön gesagt!
: Und zB Diarmuids Opfer war extrem sinnlos. Oder liegt es nur daran, daß ich Lancelot nicht leiden kann?
*g* ach, du auch nicht? Meistens ist er der strahlende Überheld *gähn* oder ein fieser Schürzenjäger und Verräter.
Und Artus bleibt auch oft sehr blaß und kommt als Person nicht "rüber", sondern nur als die Verkörperung eines Ideals.
Zu Diarmuids Tod: Den fand ich nicht ganz so sinnlos. Erstens verhindert er dadurch, daß sich Artus oder Lancelot opfern, erspart Guinevere weiteren Schmerz, und ermöglich dadurch erst die Erlösung der Drei am Ende. Und außerdem wird dadurch wieder deutlich, welch ein empfindsamer und mitfühlender Mensch hinter der Glitzerfassade steckt *schnüff*.
Kevins Tod hat mich ziemlich mitgenommen, aber auch der ergab mM nach einen Sinn: Er wußte nichts mit sich anzufangen, wollte so gerne helfen, hatte so viel Gefühl, so viel Liebe in sich (wenn ich das jetzt mal so sentimental sage) - und das waren gerade die Eigenschaften, mit denen er wirklich helfen _konnte_.
: Tigana hat mir nicht so sehr gefallen, vielleicht weil ich es nach Arbonne und Al-Rassan gelesen habe, und die waren - für mich - einfach nicht zu schlagen.
Ich fand jeden einzelnen Charakter bei Tigana einfach wunderbar gezeichnet.
Und förmlich umgehauen hat mich die Schilderung der Beziehung zwischen diesem Zauberer, der den Namen "Tigana" ausgelöscht hatte, und dem Mädchen, die sich extra in seinen Harem hatte schleusen lassen, um ihn zu vernichten.
Wie sie immer hin- und hergerissen war zwischen Rache und Liebe und dann entdeckte, daß auch er aus Liebe zu seinem Sohn so reagiert hat und nicht einfach nur, weil er "böse" war.
: Vor allem über Kays Angewohnheit, Geschichte zu nehmen und umzuschreiben und zu tarnen.
Gerade das finde _ich_ spannend! Vor allem, wenn man dann nach und nach entdeckt, wie genau er in der Historie recherchiert hat und bis in die kleinsten Details geht...
Da stimmst du mir wohl zu, oder? Ich habe neulich in einem anderen Forumarchiv eine Diskussion mit dir zu diesem Thema und "Al-Rassan" entdeckt *g*.
: Zumindest aus meiner Sicht ist "Klon" in dem Zusammenhang nicht bösartig gemeint. Und um sich dafür zu qualifizieren muß es auch etwas greifbares geben, wie den Namen oder zB den Pfirsich, sonst könnte es Zufall sein.
Vielleicht gibt es da auch verschiedene Kategorien: direkte oder indirkete Anspielungen auf Dunnett; zufällige Charakter-Ähnlichkeiten; bloße Kopien.
: Aber ich mag es sehr gern, wenn ich bei Autoren auf Spuren anderer stoße, vor allem wenn ich beide mag. Es muß nur derjenige, der sich inspirieren ließ dennoch eine eigene Geschichte zu erzählen haben.
Ganz deiner Meinung (s.o.)
: Abschließend zu Fionavar. Trotz der Kritik mag ich die Trilogie gern. Ich fand es vor allem witzig, daß meine beiden Lieblingsfiguren mehr oder weniger die alter egos meiner Tolkien-Lieblinge waren: Aileron der für mich sowohl Aragorn als auch Boromir verkörperte und Dave, der wie Merry beim Reitervolk landet.
Bei Fionavar mochte ich am liebsten: Paul, Kevin, Diarmuid, Matt und die Reiter ganz allgemein.
: Kein Mitleid! :-)
Hmmmpf!
Hihi, und ich habe gestern von einer Freundin als vorzeitiges Weihnachtsgeschenk "The Hobbit" bekommen! Das nennt man Gedankenübertragung!
(wobei "vorzeitig" heißt, daß wir beide viel zu neugierig waren und die Geschenke einfach schon ausgepackt haben *räusper* - sie hat von mir "The Lions of Al-Rassan" bekommen)
: GSD will ich es diesmal Englisch lesen und besitze es nur auf Deutsch ...
Wieso GSD? Weil du dadurch nicht so schnell in Versuchung gerätst?
: Was hat Dir denn nicht so zugesagt vor 10 Jahren?
Ich kann mich wirklich an _kaum_ noch etwas erinnern! Ich weiß noch nicht einmal mehr, wie es ausgeht ( daß der Ring am Ende wirklich vernichtet wird, weiß ich allerdings schon noch), wer stirbt, wer nach Hause zurückkehrt usw.
Ich weiß nur noch, daß ich erst ab ca. der Hälfte gemerkt habe, daß ich mir 2/3 der Namen gar nicht zu merken brauche, weil sie nicht weiter wichtig sind.
Vielleicht war es mir damals (mit 14, 15?) auch zu komplex. Mit meiner Dunnett-Schulung (und meiner größeren Reife *g*) wird sich das ja vielleicht ändern.
Wann wirst du den Film anschauen?
Ich weiß es noch nicht, aber es wird bestimmt nicht nur ein einziges Mal sein...
Heike
...ist schon ganz hibbelig vor Vorfreude...