Abgeschickt von taciturus am 01 Februar, 2009 um 23:31:50:
Antwort auf: Dunnett auf dem deutschen Markt von Martine am 01 Februar, 2009 um 20:09:41:
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: PS. Noch was zur Leserunde: es war wohl ein seltenes Exemplar mit XY-Chromosom dabei. Es würde mich sehr interessieren, ob männliche Leser selten weibliche Autoren lesen und ob er bei DD einen Unterschied zu männlichen Autoren wahrnahm.
: Grund: Mir sage ein Bekannter, er läse keine Romane von Frauen, die seien so sentimental. Bisher dachte ich immer, das sei einer der Gründe warum DD wenig Leser und in der Überzahl Leserinnen hat.
: Gruß M.
Hallo,
Grisel war so freundlich und hat mich auf diese Frage hingewiesen. Ich werde versuchen darauf zu antworten, bisher hatte ich über diese Frage nicht nachgedacht, sie ist aber sehr interessant.
Ich glaube es liegt weniger an Dunnett als am Genre selbst. Viele Neuerscheinungen sind mehr oder weniger Liebesgeschichten vor historischer Kulisse und daher machen wohl viele Leser einen Bogen um das Genre selbst. Ich hab jedenfalls im Internet keinen deutlichen Unterschied zu anderen historischen Romanen erkannt, bezüglich der Leser/Leserinnenverteilung.
Dabei wären gerade die Niccoloreihe aus meiner Sicht historische Romane, die es Lesern, die Liebesgeschichtenepisoden in Romanen eher zu überlesen versuchen, sehr leicht machen würde, weil sehr viele andere Dinge im Vordergrund stehen und reine Liebesgeschichten eigentlich nicht enthalten sind. Da ist mE auch der Klappentext (hab jetzt nur bei Band 1 nachgeschaut) nicht förderlich, wo das Buch u.a. als Liebesroman angepriesen wird. Gerade das ist für mich ein Wort in Klappentexten historischer Romane, bei dem ich sehr vorsichtig werde und wahrscheinlich ohne die begeisterten Rezensionen auf der Büchereule, auch vor einem Kauf des HC zurückgeschreckt wäre.
Der Vergleich ob Dunnett anders schreibt als männliche Autoren ist schwer zu beantworten. Dunnett ist für mich an sich schon eine Ausnahmeerscheinung, was ihren Stil und die Art und Weise wie sie ihre Geschichte aufbaut, anbelangt. Da fällt ein Vergleich auch zu anderen weiblichen Autoren nicht leicht. Was mir als Besonderheit auf die Schnell einfällt, ist ihre Art Dinge anzudeuten, Spuren zu legen, nahezu immer einen doppelten Boden mitzuschreiben. Vielleicht schreibt sie vor allem subtiler und man muss eine Freude am Deuten mitbringen. Ich könnte ich jetzt an keinen männlichen Autoren erinnern, bei dem ich derartiges bereits gelesen hätte - aber eben auch nicht bei einer anderen weiblichen Autorin.
Wenn ich als Vergleich Robert Merle heranziehe, schreibt dieser viel geradliniger. Er erzählt die Geschichte und liefert im Grunde auch die Interpretation mit. Dunnett erzählt die Geschichte, schafft es aber die Deutung gänzlich in die Hand der Leser zu legen.
Ich selbst achte nicht auf das Geschlecht des Autors und lese bunt gemischt, kann dazu leider aber keine statistischen Werte anbieten. Ich werde jetzt aber gleich die Probe aufs Exempel starten und einen nächsten Kapazunder des historischen Romans zu lesen beginnen und versuchen auf den Geschlechtervergleich besonders zu achten.
mfg
taciturus