Abgeschickt von Grisel am 05 November, 2006 um 21:23:23:
Hi!
Da gibt es was, das ist mir seit dem DDD heuer nicht aus dem Kopf gegangen. Wir hatten da eine Diskussion darüber, ob Nicco "langweilig" ist, bzw. langweiliger als Lymond, weil er anstelle der Bildung den Handel setzt. Ich habe heftig widersprochen, doch fehlte es mir ein bißchen an Argumenten, da es lange her ist, daß ich die Serie gelesen hatte.
Jetzt aber, wo ich gerade SR lese (Mini-Leserunde bei den Büchereulen), sind mir dazu ein paar Dinge eingefallen, oder eher Gedankenansätze.
Als er von Violante und davor TGWTWL auf seine Bildung bzw. deren Mangel angesprochen wird, kontert er damit, daß er von Handel etwas versteht, stattdessen.
Wobei sich mir einige Fragen stellen.
1. Hat er wirklich keinerlei klassische Bildung oder nur nicht genug für diese beiden, vor allem die etwas snobistische Violante?
2. Sind Handel und Mathematik so viel langweiliger als klassische Bildung?
3. Wie steht Nicco selbst zu dem Thema und wie entwickelt er sich in dieser Hinsicht?
1. Er denkt im Gespräch mit Violante an die Universität von Löwen, aber auch, daß das für sie ohne Bedeutung ist. Was hat er dort an Felix' Seite gelernt? Was wären die typischen Inhalte, die ein Junge von Felix' Stand in dieser Zeit gelernt hätte bzw. hätte lernen sollen?
2. Nicht, daß ich mich mit ihm und seinem Geist vergleichen will, aber das mag durchaus einer der Gründe sein, warum ich Nicco vorziehe. Während ich schon beim Wort Philosophie Sauerstoffarmut im Hirn erleide und soweit ich weiß noch nie einen Gedichtband in der Hand hatte, habe ich mich doch schon dabei beobachtet, wie ich zum Spaß Rechenbeispiele gelöst habe und erfreue mich an meinem aktuellen Job in der Exportfinanzierung. Zugegeben, Handel und Zahlen sind nicht so sexy wie Philosophie und Poesie, aber zwangsläufig langweilig?
Provokante Frage: Sind die Lymondaines eher die Schöngeister und die Nicoletten die Nüchternen? Wobei ich keiner Nicolette die Schöngeistigkeit absprechen will, ich denke nur laut nach.
3. Ich denke, Nicco ist all dem gar nicht so abgeneigt, aber er fühlt sich gedemütigt von Violante und antwortet vielleicht aus Trotz entsprechend. Brauchen wird er es durchaus, wenn er mit den Großen verkehren will, wie hier mit Kaiser David. (Bitte die Zweideutigkeit zu verzeihen ...)
Er denkt sich ja auch später, daß er versucht, seine vermeintlich niedrige Abkunft und sein Aufwachsen nie zu vergessen, um sich in Erinnerung zu bringen, warum er so hart arbeiten muß, um sich den Platz zu erkämpfen, den er einnehmen wird.
Lymo ist im Vergleich dazu quasi mit dem Silberlöffel im Mund geboren worden. Klar, wir wissen, daß seine Kindheit auch kein Zuckerschlecken war, aber die Bildung mußte er sich im Gegensatz zu Nicco nicht erschleichen, sie wurde ihm von Sybilla zugeführt.
Nicco bleibt hier aber nach dem Violante-Crashkurs auch nicht stehen, was die Bildung betrifft. Er trägt sein Wissen nie so vor sich her, wie Lymo (die Codediskussion lassen wir mal außen vor), aber er erwirbt sie doch auch, nach und nach. Timbuktu? Cairo? Ist lange her, aber da war doch was.
Hm, verzeiht mir, bißchen wirr das ganze hier. Ich kann nicht so ganz in klare Worte fassen, was ich sagen will. Und ich hoffe, ich habe die Kontroverse vom Sommer richtig in Erinnerung.
Aber, fällt jemandem was dazu ein? Einsprüche? Bin ich irgendwo falsch abgebogen? Oder disqualifiziere ich mich selbst für ein objektives Urteil mit meinem Eingeständnis von Sauerstoffarmut und den mangelnden Gedichtbänden und dem Rechnen aus Spaß? ;-)
(Ich mag Gedichte, aber vereinzelt ...)
Bye,
Grisel