Abgeschickt von Martine am 30 Maerz, 2005 um 18:05:43:
Antwort auf: Re: Nun auch in lang;-) von Kathrin am 29 Maerz, 2005 um 21:57:33:
(...) Überhaupt: warum, wenn der Inhalt schon im 16. Jahrhundert spielt, macht sich Mrs. Dunnett nicht die Mühe, wenigstens in Anklängen auch die Sprache jener Zeit zu kopieren?
: Niemand spricht heute wie die Leute im 16ten Jh. (...)
(...) Ich denke bei so einer Frage immer, dass wir ja auch nicht gerade wie in den heutigen Büchern gedruckt sprechen - warum sollte man dann alte Schriftsprache gleich als Vorbild für die damalige Sprech-Sprache nehmen???
Das ist ein Gedanke dabei, daß sich Alltagssprache und Schriftsprache stark unterscheiden. Und die Schriftsprache haben wir in den üppigen Zitaten des unausstehlichen Helden.
Aber ob sich Janet und Sybilla nun auch in der Schriftsprache untehalten, bezweifle ich .
Dieses Argument mit der adequaten Sprache zeigt aber unterschwellig noch etwas auf.
Daß aus irgendeinem Grund, die Menschen der Frühen Neuzeit für beschränkter, für humorloser und für ungebildeter gehalten werden.
Das ist ein weitverbreiteter Irrtum, der immer wieder auftaucht, und auch in den meisten historischen Romanen flott weiter geschrieben wird.
Und da auch von den Lesern regelrecht verlangt wird.
So bin ich in einem Forum darüber gestolpert, daß sich jemand lauthals beschwerte, daß im 17ten Jh. die Erde "nicht für eine Scheibe, wie es richtiug wäre", sondern für eine Kugel gehalten wurde.
Autsch. Für was denn sonst?
Daß die Erde eine Kugel ist, wußte schon das Mittelalter, ich habe einen Text darüber, der genau den Kugelbeweis, mit dem Schiff, von dem man zuerst die Mastspitze sieht, führt. Geschrieben etwa um 1400. Der Autor, übrigens ein Mönch, und nein, er wurde nicht verbrannt - bezieht sich dabei auf einen antiken griechischen Text.
Zudem ist das gute alte ptolemäische Weltbild schon lange vor Galilei aus der Mode gekommen, aber der und Kepler haben mit der Sonne in der Mitte nur den Himmel zurechtgerückt.
Dagegen hält sich nun, dank einer Flut mies recherchierter und zusammen gehunzter Schmöker, fest der Glaube, daß solcherlei Dinge nicht bekannt gewesen sind. Und die Leser möchten mehr vom Gleichen?
Dahinter zum Vorschein kommt damit, für mich eine sehr moderne Arroganz gegenüber der Vergangenheit. Wir als die Krone der Schöpfung, die nach einer endlosen Abfolge blöder Vorfahren es endlich in die Sonne, sprich die Moderne geschafft haben?
Sorry, ich glaube nicht daran, ich halte es mit Hans-Peter Dürr: der Lack der Zivilisation ist verdammt dünn, und wehe er geht ab.
Und ich halte es mit Dunnett, die uns Vielfalt, statt Einfalt bietet.
Was ist dann aus deinem Toasterverusch geworden, hat sie das Buch noch zu Ende gelesen? Oder vor Don Luith aufgegeben?
Martine