Also zuerst Mal


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Abgeschickt von Martine am 25 Mai, 2003 um 21:33:22:

Antwort auf: Frage an Dunnett-Fans von Kerstin am 25 Mai, 2003 um 13:46:11:

liebe Kerstin,

ganz herzlich willkommen, und ich werd mal unter großem Gekicher versuchen die Fragen zu beantworten.

Nein ich lache nicht über dich und dich schon gar nicht aus, sondern das was du schreibst, weckt so einige wunderbare Erinnerungen an Erstleseerlebnisse, daß ich einfach kichern muß.

Also ganz der Reihe nach.

: In einem Bücherforum wurde mir mal die Lymond-Serie von Dorothy Dunnett empfohlen. Ich liebe historische Romane mit komplexen Helden,


Dann wäre das eigentlich genau das Richtige für dich, außer du möchtest es erstmal mit Dorothys zweiter Serie, (House of Niccolo) probieren. - hat zumindest für den Anfang den netteren Helden.......

:(...) aber in der Zwischenzeit habe ich einiges gehört, was mich abschreckt, so z.B. folgende Aussagen:

: 1.)Man kann das Buch nicht ohne mittelalterliche Französischkenntnisse und Lateinkenntnisse verstehen. Der Held spricht dauernd in irgendwelchen archaischen Fremdsprachen.

Richtig, das tut er, und er hört damit auch einfach nicht auf. Aber keine Sorge, man kann die Bücher lesen ohne ein Sprachgenie zu sein. (allerdings soltest du Englisch können, denn ab Band vier geht es nur noch auf englisch weiter...) Natürlich gibt es das eine oder andere Zitat, das man dann doch verdammt! noch! mal! jetzt! sofort! verstehen will, - aber inzwischen gibt es dafür meherere wunderbare Möglichkeiten.
Für zwei davon ist Englisch unerläßlich.
Das eine ist das Internet, googel hüpfen lassen, Zitat eingeben und gucken was zurückkommt.

Das zweite sind die beiden Companions von Elspeth Morrison, - die sind mit all ihren Macken, (haben sie,- ) inzwischen meine unerläßlichen Frühe Neuzeit Nachschalgewerke. (Ok - ich gebe es zu, ich sage das NIE im Seminar! Sonst wär ich blamiert.)

Und die dritte ist dieses Forum. Nachfragen hilft. Und nichts tun wir lieber...

Zum Lesefluß bei diesen Zitaten: Es ist nicht wichtig, daß man alles haarklein versteht, oft sind die Zitate Vertiefungen und manchmal auch nur böse Witze. Was aber nicht heißt, ohne sie käme man nicht auf seine Kosten.

: Wahrscheinlich authentisch für die Zeit, aber kann man das als normal gebildeter Leser (Abitur) dann noch verstehen?
Als ich es zum ersten Mal gelesen habe, habe ich etwa 10 % der Zitate verstanden, das war eine normale Schulbildung einer 16jährigen, damals.

: 2.)Der Held soll so ein James Bond des 16 Jh. sein, ein extrem intelligenter Superheld, der schlauer, gewitzter, gebildeter und kämpferischer ist als jeder andere.

HM, ok, DD hat damals wirklich eine recht superheldenmäßige Abenteuerfigur geschaffen - wenigsten auf den ersten Blick, - aber beim zweiten Blick sieht man, daß er immer noch begabt ist, aber daß ihn das so einiges kostet. Und daß von den ganzen schönen Plänen oft mehr als geplant schief geht....

: Naja, diese Beschreibung einiger Rezensenten bei amazon klingt ja eher so, als sei der Held ziemlich unrealistisch und märchenhaft.

Die Lymond Chronicles sind Abenteuerromane, und damit sind sie natürlich auch romantische Literatur, im Sinne von Dumas oder Stevenson oer Scott. Dort können die Helden auch einges, was den Normalbürger schwindelig macht... die Frage ist eher - nimmt der Leser diese romantischen Topoi ab?

: 3.)Der Held zündet das Schloss an, in dem seine Familie sich befindet, wobei alle zu Tode hätten kommen können.

Macht er, und er macht noch ganz andere häßliche Sachen - wirklich....

aber- ich sage es ungern - wir lieben ihn,- jeden falls die Hälfte von uns ... die andere Hälfte liebt Niccolo. GrinZ!


: Außerdem vergewaltigt und schlägt er Frauen.

Oha, das ist so nicht richtig. Dem würde ich auf das Schärfste widersprechen. Er gibt einer Göre , die nicht hören will und sich und ander gefährdet eine Ohrfeifge, die sie wirklich verdient hat, und er hat ab und zu etwas ungewöhnlichen Sex. Die prüderen Amerikaner rasten dabei öfters aus, und es gibt schreckliche Diskussionen was der liebe Gott, der Papst und die Moral erlaubt... Und obwohl ich an DDs Art sehr schätze, daß sie durchaus sehr freizügig Sexuelle Aktivitäten beschreibt dieder Papst nicht erlaubt, - eines hat sie sicher nicht gemacht. Lymond ist kein Vergewaltiger. Dazu ist er einfach nicht in der Lage. - aber das zu erklären wäre ine Spoiler.

Ich stelle mich sofort zur Diskusion , falls andere anderer Meinung sind... - morgen früh um fünf hinterm Kirchhof??? - Oder gleich unten im Hof hinter den Mülltonnen...

: Also, das finde ich widerlich. Ein Held sollte komplex sein dürfen und auch dunkle Seiten habe dürfen, aber wenn's zu arg wird, vermasselt es mir den Spaß.

Lymond ist kein Moralapostel. Er ist auch nicht lieb oder eine moralisch integre Lichtgestalt. Aber er ist auch auf eine ganz besondere Weise ungewöhnlich. Die meisten mögen ihn am Anfang überhaupt nicht, viele ihn fast die ganze Serie durch nicht, manche sogar nie. - Ich mochte ihn seit ich Mungos Schwein kenne.. ( das ist ganz am Anfang vom Königsspiel)

: Ich muss den Helden schon noch von den Schurken unterscheiden können. Andererseits Tom Ripley ist auch ein ziemlicher Schurke, (...) und will merkwürdigerweise, dass er es schafft, zu entkommen, obwohl er ja nun eindeutig ein Verbecher ist. Entwickelt Lymond einen Ripley-ähnlichen Schurken-Charme?

HM, das könnte man so sagen, - aber nicht auf die Highsmithsche Weise.

Und was die Schurken betrifft, DD teilt die Welt nicht in Gut und Böse streng nach Schwarzen und Weißen Cowboyhüten auf. Manchmal sind ihre helden beides, ein wenig Schurken und dann doch wieder bei den Guten... Wenn mandie so einfach unterscheiden kann....

: Das widerspräche natürlich der Super-Helden-Kritik völlig, perfekter Held, der alles weiß und kann und dann Brandstifter ist und Frauen schändet? Sehr merkwürdig.

Lies es, und gibt nicht nach 70 Seiten auf. Lies wenigstens das erste Buch zu Ende.

: 4.)Es handelt sich um eine Liebesgeschichte

Eigentlich nicht - oder jedenfalls lange nicht. Obwohl Liebe darin vorkommt.


: Irgend ein Rezensent schrieb das, aber bei allen Inhaltsangaben wurde nie eine Frau außer der Königin erwähnt. Ist es eine Liebesgeschichte oder eher ein rein historischer Roman mit einer kleinen Liebesgeschichte am Rande? (Den Eindruck hatte ich eher, würde mich auch mehr interessieren)

Es ist einer der besten historischen Rromane die ich jemals gelesen habe. Es ist großartig recherchiert, bis in die letzen Nebenpersonen wirken die Charkatere ungemein lebendig und wenn man Lymond nicht mag, schließt man einfach andere in sein Herz. Das muß man aber uch nicht ausschleißen wenn man Lymond (wider Erwarten) mag.
Und vor allem, es sit intelligent. Das meiste zeugs das heute in den Läde nals historische Romane über den Tisch geht ist alles andere als intelligent. Be iDD heißt es mitdenken, so gut man kann. Und langwieilig wird es auch nie...

: Da ich alle Aussagen bisher sehr widersprüchlich fand, wollte ich die Fans um ihre Meinung bitten. Eventuelle Spoiler sind ok, solange nicht der Hauptclou verraten wird.

Ohje. Wir werden dich doch nie und nimmer um die besten Leseerlebnisse bringen! Beware of Spoilers ...


So nun dürfen die anderen auch noch was sagen...
Und wirklich, lies es.

Übrigens die Dunnettseiten auf www.geomaler.de
sind spoilerlos verfaßt und ich habe mich bemüht beider Serien sowphl die Lymond Chroniclesals auch das House of Niccolo gut inhaltlich darzustellen. Vieleicht hilft dir das weiter??

Ich würde mich freuen, wenn du dich von so seltsamen Warnungen nicht abschrecken läßt.

Martine



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