Abgeschickt von Grisel am 01 September, 2002 um 20:55:15:
Antwort auf: Zu Hülf! Au secours! von Martine am 01 September, 2002 um 16:38:28:
Liebe Martine!
Wow, das ist ein faszinierendes Posting Deinerseits. Ich werde versuchen, Deine Fragen soweit als möglich zu beantworten, aber ich fürchte, daß ich darin inhalts- und ausdrucksmäßig nicht so weit ausholen kann wie Du.
: Wo würdet ihr Dunnett einordnen, wenn ihr ihr ein Etikett aufkleben müßtet?
Exzellenter historischer Roman bzw sehr lebendiges Geschichtsbuch.
Historische Romane haben ja schon als Genre einen nicht so guten Ruf, deshalb ist es wichtig, dem Opfer klarzumachen, daß dies nicht gerechtfertigt ist, zumindest falls die Vorurteile gegen Dunnett daher stammen.
: Was an DDs Sprache/Stil für euch das Schönste? Die Poesie, die Zitate? Könnt ihr Beispiele geben?
Mal abgesehen von den eingestreuten schönen Seufz-Sätzen ist es für mich vor allem der extrem trockene Humor den ich liebe, auch hier vor allem die eingestreuten Sätze, zB mein berüchtigter Pinguin-Lieblingssatz, oder auch die berühmten ersten Sätze.
: Habt ihr schon einmal etwas getan, was euch ohne Dunnett zu lesen nie in den Sinn gekommen wäre?
Ich weiß nicht, ob das das ist was Du meinst, aber mir fällt dabei eigentlich nur eines ein:
Voriges Jahr mit Petra und Kathrin und den eigens mitgebrachten Büchern eine ganze Nacht durchzuquatschen ohne zu merken, daß wir dabei sind, die Nacht durchzuquatschen.
: Welche nicht literarische Qualität haben ihre Bücher für euch?
: (Z.B. gibt es eine andere Kunstform (Maleri, Film, Musik)mit der ihr sie vergleicht?
Hm, die ist schwer, da ich von anderen Kunstformen wenig Ahnung habe. Aber da sich bei ihren Romanen alles so schön ins eine fügt, sogar zwischen den Serien, und eben, wie schon mal erwähnt alles Hand und Fuß hat, wenn auch Hand und Fuß getrennt sind, könnte man ihre beiden Serien vielleicht mit einem besonders ausgeklügelten Musikstück vergleichen. Es plätschert langsam dahin, dann kommt auf einmal ein Höhepunkt, etc, um schließlich im Finale zu gipfeln und Dich glücklich, aber doch bewegt zurückzulassen.
Was mir hierzu auch einfällt, ist daß ihr Gesamtwerk (außer JJ?) auch eine Liebeserklärung an Schottland ist, obwohl ich jetzt auch nicht sagen könnte, welche Kunstrichtung das wäre. Ein sehr detailliertes Porträt, daß schön, aber doch realistisch und ehrlich ist.
: Habt ihr eine Stelle, die ihr einem Nichtleser beschreiben/nacherzählen könntet, um ihm Dunnett nahezubringen?
Vielleicht etwas bizarres, wie die Schafsarmee. Oder etwas besonders ergreigendes, wie das Schachspiel. (Andererseits sollte man das wohl keinem potentiellen Opfer erzählen!)
Oder Szenen die auch ich Romantikskeptikerin ungeheuer berührend finde, wie Niccos "walk over with me" (syrisches Kloster UH) oder "Not you. Not you. Not you." (Ende TLWL) oder der Brief an den Großvater ("du hast meine Seele getroffen als hast Du mich getroffen" oder so ähnlich) oder das Ende CRs.
(Sehr entlarvend, daß mir da nur Nicco-Gelis-Stellen einfallen!)
: Habt ihr eine Stelle in der der Vergleich mit einer anderen Kunstform ganz deutlich wird?
Das Schachspiel. Da sehe ich die Bilder wie in einem Film vor mir.
: Warum sollte jemand unbedingt eine Dunnettfigur kennenlernen? Welche? (Das muß sich nicht auf die Hauptpersonen beschränken.)
Huh, da bin ich überfragt. Vielleicht Lymo selbst, damit man sehen kann, wozu zu viel Bildung führt? :-)
: Gibt es etwas, was ihr speziell einem (Kunst-)Historiker zu Dunnett sagen würdet?
Die oftmalige Erwähnung und Beschreibung von Bildern (HN?), die tatsächlich existieren. Das müßte für einen Kunsthistoriker doch reizvoll sein, weil er Dir dann genau erklären kann, warum das so nicht stimmen kann.
Ich hoffe, das war in irgendeiner Weise hilfreich!
Bye,
Grisel