Quicksilver


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Abgeschickt von Martine am 03 Januar, 2005 um 12:25:29:

Hi @lle

Ich wollte noch mal meine ersten Leseeindrücke von Quicksilver zusammenfassen; unter anderm geht mein Vorankommen so langsam, da ich ein ziemlich hohes Nebenherpensum habe. Nicht nur an Lesestoff.

Nein auch das PhuinanzAmpt wünscht tätige Mitarbeit, und hat mich zum Zettelsortieren verdammt. Und es gibt kaum eine zeitfresserende Arbeit als Zettelsortieren.

Nun aber zu NS und Quicksilver.

Zuerst, dieses Buch schafft mich.

Es ist nicht so, daß es mir mißfällt, oder dass ich es für langweilig halten würde, nein, überhaupt nicht, es schafft mich nur in meiner Aufmerksamkeit.
Mir geht es so, als würde ich vor einem barocken Stilleben stehen und es lange und ausgiebig betrachten, damit mir ja kein Detail entgeht.

Zwar ist Barock ja nicht „meine“ Zeit, aber ein barockes Stilleben hat seine Vorzüge und ich muß auch gestehen ich schaue gern welche an, - eigentlich könnte ich das in meiner Pause gleich mal wieder tun.
Aber für so ein Bild habe ich auch nur eine gewisse Aufmerksamkeitsspanne, dann lässt die Konzentration nach und ich muß eine Pause einlegen. Uns so geht es mir mit Quicksilver.

Stephensons Stil hat eben etwas sehr Barockes, als z. B. der Brand von London beschrieben wurde, habe ich für die paar Seiten, (waren es 25?) geschlagene zwei Stunden gebraucht! Ich mußte alle drei Sätze absetzen und mir bildlich vorstellen, was gerade zu sehen und zu fühlen ist. Das war regelrecht zwingend.

Meine Frage an die anderen Leser: Geht euch das auch so?

Ich bin nun fast mit dem D. Waterhouse -Teil durch (erster Teil) und nehme an im zweiten geht es etwas reißerischer zu, da warten Eliza und Jack in den Kulissen,. …

Meine Lieblingsszenen:
Die Piratenabwehr auf dem Schiff, als D. W. den Trottel geben muß.
Der Wutanfall des Käptn Hoek als er die demolierte Kabine sieht.
Das "Aus der Mode gekommene Porzellan" in der Bilge (übrigens jawoll, so kam das Porzellan nach Europa)
Die Beschreibungen der Kleidung einiger Höflinge.
Isaac, natürlich, wenn er gerade mal, wieder so was erfunden hat, (Sonnenbrille) oder sich mal wieder in einem geschmackvollen Experiment ergeht.

Hübsch hier die Anmerkung, dass er Grausamkeit an Tieren nicht duldet, aber durchaus bereit ist, einige Insassen von Bedlam als Experimentiermaterial zu akzeptieren

Ich kann nicht sagen,ndass mir die detailreiche und überbordende Beschreibung gefällt, aber ablehnen kann ich es auch nicht: es ist zu gut (stilistisch) geschrieben, die Sprache sauber und treffend und trotz der langatmigen Beschreibungen nicht redundant. Er nimmt sich halt seine Zeit, wie ein barocker Maler für seine Details,.

Zu den Charakteren. Natürlich mag ich DW, der sich so redlich bemüht, neben einem guten Protestanten auch noch einen guten Wissenschaftler abzugeben, und zudem einen guten Freund.

Aber trotzdem fehlt mir das Dunnettgefühl bei den Personen. (My wife’s Da’ ist the Provost – ihr versteht, was ich meine?) Ich sehe sie sehr wohl, aber es ist als wären sie nur entfernte Bekannte.

Ein völliges Rätsel bleibt mir weiterhin Enoch.

Martine



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