Abgeschickt von Birgit am 14 Maerz, 2005 um 19:34:40:
Antwort auf: Vielen Dank, Birgit von Chris am 14 Maerz, 2005 um 00:52:00:
: Hallo Birgit,
: nur dass du nicht denkst, du hättest das Forum tatsächlich "zugemüllt": vielen vielen Dank für all die tollen Ideen und die liebevolle Ausarbeitung.
Danke schön:-) Es hat mir wirklich Spaß gemacht, die ganzen Dinge noch einmal herauszukramen und zu überdenken. Ich bin einfach immer wieder hingerissen von der Sprachgewalt Dunnetts. Manche Passagen sind einfach zum Heulen schön.
Martine hat mich gebeten die ganze Dionysos/Apollo Geschichte auch noch zu bringen, das werde ich also dann auch demnächst tun. Ich hab auch noch jede Menge Zusammenstellungen von Architektur und Raummetaphern. Mal sehen, ob ich die auch noch irgendwie hier unterbringen kann. Ich hatte damals Buch für Buch durchgearbeitet und die schönsten, bzw. besonders hervorstechendsten dann in loser Reihenfolge zusammengestellt. Dadurch wird die Struktur noch klarer, finde ich. Mal sehen was ihr meint.
: Ich denke mal, der Grund, warum hier noch kein Begeisterungssturm ausgebrochen ist, liegt darin, dass wahrscheinlich alle ähnlich überwältigt, sprich "platt" sind wie ich (die kleine Pause nach dem Konzert, bevor der Applaus losbricht) - das war ja eine Unmenge Material. Spontan fiel mir zum Bild Kälte/Wärme bzw. Wasser/Erde natürlich noch die Farbgebung bei DD ein: Lymond wird ja immer mit der Farbe blau in Verbindung gebracht, während Philippa immer in Brauntönen geschildert wird.
Oh, ganz unbedingt! Und denk nur mal an Philippa's Rubine und Lymond's Saphire...
Bei Richard fällt mir aus irgend einem Grund sofort grau ein, hm.
Wegen der Augen, vielleicht. Richard ist definitiv auch ein "erdiger" Typ. Eine meiner Lieblingspassagen dazu ist in DK:
"Later, in the balm of the open air, Richard was watching his ploughing, the oxen straining in the broad fields under the clouds of seagulls, the glistening, fresh brown earth slow-surging from the coulter, ...."
Seine Erdverbundenheit, seine Ruhe und Beständigkeit...aber auch hier der Bezug zur See (seagulls). Alle Dunnett Helden haben ja einen innigen Bezug zur See. Am Deutlichsten und am Wundervollsten ist das natürlich bei Thorfinn. Aber auch bei Nicholas und Lymond. Und man denke nur an JJ mit seiner Jacht. Richard's Bezug zu Haus, Hof und zur Scholle, soll nicht heißen, daß er deswegen ein "country bumpkin" ist, auf keinen Fall. Er ist ja schließlich auch ein Crawford <g>
Wahrscheinlich könnte man auch einigen Figuren auch Elemente zuordnen (wobei ich bei Lymond sowohl Wasser als auch Luft treffend fände).
Oh, Lymond ist für mich unbedingt ein Wasser- bzw. Seewesen. (Aber dann doch eher noch Luft als Erde, das stimmt).
Oonagh ist eines der klassischen Beispiele für eine weitere "sea-creature", wie sie von vielen genannt wird. Sie wird durchweg in der Terminologie von Meerwesen beschrieben, als Mermaid, als Sea-godess, sea-green eyes etc.
Mara und Cheryl haben ja auch herausgearbeitet, daß man durch die entsprechenden Metaphern die KvK beantworten kann, dh. die Kinder genau ihren jeweiligen Müttern zuordnen kann. Die berühmte peach/apricot - seashell Theorie. Joleta wird oft mit peaches/apricot in Verbindung gebracht. Man denke nur an ihr "silk-apricot hair" oder Lymond's Sätze wie "a peach, but a dangerous peach" ...mit giftigem Kern, sagt er bezeichnenderweise auch einmal. Und auch Kuzum wird mit diesen Metaphern in Verbindung gebracht. So z.B. wenn er fröhlich durch die Paletten mit "peach jam" stapft. Auf der anderen Seite ist dann die "sea creature" Oonagh und das Bild von Khaireddin, mit sea-shells spielend...
Und dann dazu Lymond, als weiteres Wasserwesen. Eine weitere Lieblingspassage von mir ist übrigens diese Beschreibung Sybilla's von ihm (in CM):
"He is like a river forced into glass and driven from stem to stem of a conjurer's maze without ever reaching the sea."
Perfekter kann man's nicht mehr sagen. Seufz.
Ich finde es auch beeindruckend wie vollständig sich die Sprache in HN von der der LC abgrenzt. Das ist etwas völlig anderes, und mit Sicherheit absichtlich so gewählt. Nicholas ist ein anderer Charakter, hat andere Lebensumstände und braucht daher auch eine andere Sprache, um seine Welt zu beschreiben. Ann McMillan hat das, wie ich finde, treffend erkannt. Die vorherrschende Metapher hier ist der Handel. Sogar Gelis und Nicholas sprechen in einem eigenen Handelscode ("there will be an compensation clause"). Sie haben dadurch ihre eigene Kommunikation, genau wie das bei den LC durch die "poetry quotes" funktioniert, die durchaus eine Code-Funktion zwischen erst Sybilla und Lymond und später Philippa haben. Auch Christian Stewart spielt sofort auf dieser Ebene mit. Oonagh und Güzel haben dazu keinerlei Zugang, was ja auch wieder bezeichnend ist.
Vollends faszinierend finde ich die Tatsache, daß im Epilog von Gemini, wenn wieder Bezug auf Lymond genommen wird, sofort die mit ihm assozierte Bildsprache zurück ist:
"But this was not the piercing spirit, clear as a snowfield in sunlight, for whom Nicholas de Fleury was waiting."
Eine wunderschöne Beschreibung der Essenz Lymonds. Es ist bemerkenswert, er wird ja nicht einmal namentlich genannt, aber an diesem Punkt ist der Leser dann schon (bewußt oder unbewußt) so "konditioniert", daß man dieses Bild sofort mit Lymond in Verbindung bringt. Einfach genial!
: Noch mal vielen Dank für die spannenden Hinweise!
Gern geschehn!
Ich freu mich schon auf weitere Diskussionen.
: LG
: Chris
Grüße
Birgit