Abgeschickt von Birgit am 02 Maerz, 2005 um 18:39:43:
Antwort auf: Re: Oh, wunderbar, danke Birgit! von Claudia am 02 Maerz, 2005 um 17:28:34:
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: : : Großes DANKE!
: : ich kann mich meiner Vorrednerin nur anschließen.
: Wobei ich die Güzel / Calypso Variante am eindrucksvollsten fand. Das hat mir bei der Wertung dieser beziehung sehr geholfen. Bislang war mir Güzels Motiv nicht klar, ich schwankte immer zwischen einem - platt gesagt- "richtig verliebt ist sie nicht in L." und "richtig bösartig ist ihr Verhalten aber auch nicht" hin und her. Mit dieser Idee, Sie als Versucherin zu sehen, die Lymond einfach komplett aus dem Geschehen nimmt, ihn geradezu aus der Handlung eliminiert und lahmlegt, kann ich mich gut anfreunden. Damit macht Rußland für mich mehr Sinn.
Claudia:
: Die Frage ist nur: hat DD diese ähnlichen Verläufe bewußt geschaffen? Was meint ihr?
Ja, das ist die berühmte Gretchenfrage. Wieviel davon war bewußt, wieviel unbewußt. Darüber sind schon endlose Debatten ausgefochten worden. Ich tendiere eher zu unbewußt, ich glaube nicht daß sie so dezidiert und direkt die Odyssee als Vorlage gesehen hat. Schwierig. Allerdings bringt mich dann regelmäßig die fast hundertprozentige Übereinstimmung in der Beschreibungvon Calypso's Höhle und dem Wintergarten/bzw. dem ganzen Haus in Vorobievo ins Grübeln. Das ist genau eine dieser Fragen, die ich ihr zu gerne selbst gestellt hätte - alas, too late, too late! Da hätte man womöglich sogar zur Abwechslung mal eine klare Aussage bekommen, was meint Ihr <g>?
Ich würde mich darauf festlegen, daß sie keinen Zugang zu Altgriechisch hatte, aber das klärt auch nicht die Frage inwieweit sie Homer genau studiert hat, und ob überhaupt. Oder nur in Form von Gustav Schwab's Sagen oder etwas in der Art.
Die gleiche Fragestellung treibt mich übrigens auch in punkto Dionysisch/Apollinisch um. Aber hier tendiere ich eher zu bewußt. Unter anderem weil es auch im Text explizit genannt wird. Aber zu welchem Grad bewußt? Nur als Grundmotiv, oder exakt ausgearbeitet und eingebaut. Und richtig fies wird es dann bei den Metaphern und Leitmotiven. Das hat sich, glaube ich mittlerweile, wohl eher aus dem Schreiben ergeben. Allerdings ist dann das Problem, daß die Metaphern auch als Hinweise in den Zitaten und Gedichten versteckt sind und so funktionieren. Fragen über Fragen. Und endlos faszinierend.
Birgit