Abgeschickt von Grisel am 01 Mai, 2003 um 18:16:36:
Antwort auf: Re: Avocatus Philippii von Claudia am 01 Mai, 2003 um 14:15:39:
Hi Claudia!
: : Dann sind wir also beide "Ketzer", wenn wir auch nicht der gleichen Gruppe angehören. Du bist "Befreiungsfront Judäas" und ich "Volksfront Judäas".. ;-)- oder andersherum.
Der war gut!!! :-)
: : Ich finde die unterschiedlichen Raktionen auf die Charaktere sehr spannend. Jerrott ist eine der Figuren, die mir sehr fremd bleibt und damit auch weniger sympathisch ist. Ich verstehe ihn einfacht nicht. Dass diese Sympathien = Emotionen = sehr subjektiv sind, ist logisch. Hmm, ich frage mich gerade, was daraus als Regel abzuleiten ist? Fremd= unsympathisch?
Das kann ich schwer sagen, da bei mir alles aus dem Bauch heraus funktioniert. Ich mag eine Figur oder ich mag sie nicht. Logische Gründe gibt es dafür keine. Und das mit fremd funktioniert bei mir auch nicht, da ich schon zweimal das Kunststück fertiggebracht habe, in einem Roman eine Lieblingsfigur zu haben, die gar nicht auftritt sondern nur erwähnt wird. Das heißt, ich muß eine Figur nicht nur nicht verstehen, ich muß sie nicht einmal kennen!:-)
Nur ist es eben zB bei Jerott so, daß ich mir dann, wenn ich eben entdecke, daß ich die Figur mag, daß ich mich besonders bemühe ihn/sie zu verstehen. Und bei Jerott kommt noch die besondere Herausforderung hinzu, daß ich ihn so oft verteidigen darf.
: : ja, ganz schön dämlich. Aber sie ist in der Sekunde blind dafür, dass sie eine wunde Stelle blosslegt. Ich denke, dass wir uns an dem Punkt nicht gegenseitig überzeugen können- sie hätte es erkennen können, hat aber nicht. Ich sage: zu naiv und unerfahren. Du/ Ihr sagt: Naja, soooo naiv kann man nicht sein. Do we agree to disagree?
Einverstanden!!!
: : Vergiss nicht die Macht des Guten und Richtigen. Genau die wird in jungen Jahren von idealistischen Menschen sehr überschätzt. Genau wie die Macht der Logik, des Allgemeinwohls und des guten Kern in jedem Einzelnen. Ich vermute (reines Bauchgefühl/ Küchenpsychilogie): sie erkennt die Gefahr, glaubt aber nicht, das jemand so gemein sein kann UND sie hält die Information Ls für wichtiger als Geheimhaltung...
Ich bin sicher, daß die Familie Lennox das ebenso sieht und sich nicht über das gefundene Fressen gefreut hätte, einen Riesenskandal zu provozieren. Wobei Philippa ihnen ja auch insofern sehr behilflich ist, als sie sie zu Bailey führt.
Nein, sorry. Bei diesen Handlungen kann ich zwar sehr wohl den guten Willen erkennen, aber gutheißen kann ich es nicht.
Gerade - siehe unten - in der Welt in der sie lebt. Wo Ruf und Ehre alles sind, wo Gewalt und Intrigen an der Tagesordnung sind.
Ich glaube, Idealismus kann man sich in unserer Zeit eher leisten als in Philippas.
: : Hmm, sicher. Aber welchen Wertekanon legst Du zugrunde? Es ist nun mal nicht so, dass ein Buch von Lesern ohne jegliche zusätzliche Informationen, eigene Meinung und eigenen Erfahrungen gelesen wird. Lesen ist m.E. etwas sehr subjektives und egoistisches. Die perfekte Abschottung vom Alltag und Eintauchen in eine nicht wirklich teilbare Erfahrung. Hundertprozentig gemeinsam lesen geht rein faktisch nicht.
Meine Bewertung ist subjektiv. 100%! Und ich lege meine Massstäbe an. Du nicht?
Jein! Natürlich kann ich den Menschen des 20. Jahrhunderts nicht abschütteln und schon gar nicht meine persönliche Meinung. Aber ich bemühe mich, einen Kanon anzulegen, der etwas mehr der Zeit in der das Buch spielt angemessen ist. Oder so wie man sich das vorstellt.
Natürlich liest jeder ein Buch - und eine Figur komplett anders. Deshalb sind wir ja hier! :-)
: : Und das ist genau die Frage, die ich spannend finde. Warum wen wann? Bevor ich komplett fasele- s.o.
Und, s.o. bei mir ist es nicht im geringsten steuerbar oder gar mit System.
: : Da sieht man, dass Du ein netter und offener Mensch bist. Du versuchst es wenigstens ;-)
Oder ich bin eine gewissenlose Heuchlerin! :-)
: : Genau! Sie ist DDs Instrument, völlig ihrer Willkür unterworfen und damit schuldunfähig (Grins)
Äh, Einspruch! :-)
: : Ich bin VIIIIEEEELLLL schlimmer!
Ich denke, ich habe Dich noch übertroffen, oder?
Bye,
Grisel