Abgeschickt von Martine am 12 Juni, 2002 um 12:00:40:
Antwort auf: Re: Kopf(?)-hinterm-Brett (CM-Spoiler!!!) von Grisel am 12 Juni, 2002 um 10:24:36:
Hallo ihr Jerott-Verteidiger.,
ah, wir sind wieder bei der Homosexualitäts-Diskussion, lecker, eines meiner Lieblingsthemen.
Ob er oder nicht, ist die eine Frage, die andere ist, daß DD sehr wohl eine Vorstellung davon hatte wie (Homo)-Sexualität in dieser Zeit begrffen wurde. Und die ist wohl schon sehr unterschiedlich gewesen zu unserer heutigen, wo wir trennen zwischen diesen Speilarten.
Das Mittelalter und die frühe Neuzwit sah das noch anders, Sexualität in Hinsicht auf homo und hetero war ein "offenes" Konzept (denkt an den französsichen Hof wo es auch drunter und drüber, kreuz und quer geht..)
Anders als heute, hatten die von Sexualität nur zwei Vorstellungen, die der sündigen und die der von der Kirche erlaubten. Dazwischen gibt es dann halt keine "mehr" bzw. "weniger" erlaubten Spielereien. Man konnte für Ehebruch genauso hingerichtet werden wie für Sodomie, enn beides war nicht erlaubt. Es galt das 11te Gebot.
Denkt an die Sybilla-Geschichte. Da ging es nicht um Sybillas Ehebruch, da ging es um INZEST. Also eine weitere nicht erlaubte Handlung die zu diesem Bereich gehört.
Jerotts Ekel bei der Dreiereifersuchtsszene in Güzels Garten (eine meiner Leiblingsszenen, alle drei vergeben sich echt nix, und man hat reihum Lust darauf sie kurz mal mit dem Klammerbeutel abzupudern...) ist sowohl Ekel vor Sodomie überhaupt, als auch der Horror, daß er zu so etwas durchaus fähig ist, als auch, wie Heike schon schön erkannte, Eifersucht. Und die nicht nur auf Lymond sondern gleich noch auf Marthe mit, die auch eifersüchtig ist auf die beiden Herren.
Jerott hat nicht unser Konzept von Homoerotik in der Birne, als er da im Garten steht, sondern das kirchliche Konzept der Sünde, die ihm das Höllenfeuier einbringt, wenn er ihr nachgibt und sein Horror wird um so größer, als Lymond ja schon fröhlich und opportunistisch vor sich hin gesündigt hat. Zudem ist Jerott sicher kein Naivling, In einer Männergesellschaft, wie die der Ritterorden ist es durchaus möglich und wahrscheinlich, daß sich sexuelle Bedürfnisse auf das gleiche Geschlecht "verlagern", wenn das andere nicht zur Verfügung steht. Schließlich verstehen sich Jungs am Besten wenn sie gemeinsam mit der Eisenbahn spielen dürfen oder so.
In einer Gesellschaft, die die Geschlechter viel rigoroser trennte als unsere heutige, waren homosexuelle Beziehnungen nicht eine Lebensentscheidung, sondern eine durchaus in diesem Rahmen übliche Handlungsweise, bei er man sich eben nur nicht erwischen lassen durfte. Was sonst noch in Jerotts Kopf vorgeht, ist dann diskutierbar.
Martine