Abgeschickt von HeikeF am 02 Mai, 2002 um 21:05:13:
Antwort auf: CM nochmal (enthält Spoiler) von Martine am 30 April, 2002 um 10:18:34:
Hi Martine!
: jetzt nachdem du da Buch zu Ende gelesen hast, hat sich deine Meinugn über Sybilla eigentlich geändert?
Ich gebe zu, daß ich von Anfang an keine so begeisterte Sybilla-Anhängerin gewesen bin wie - ich glaube zumindest, du (Sagst du nicht immer, du würdest sie einfach unglaublich finden?). Und meine Reserviertheit ihr gegenüber hat sich eigentlich durch die Ereignisse in CM nur bestätigt.
Mein Problem war, daß zwar immer gesagt wurde, wie lieb und nett und warmherzig sie sei, und daß ihre vielen Freunde alles für sie tun würden (z.B. in GK), ABER das hat man mM in den Büchern zu wenig GESEHEN - es geschah zu viel off-stage.
Ich mag sie schon, ihre Klugheit, ihren Humor, ihre Liebe zu Lymond UND AUCH zu Richard.
Hält sie nicht im Endeffekt das Versprechen, um den ANDEREN Sohn, Richard, zu beschützen? Wie kann man sagen, daß Lymond ihr liebstes Kind ist?.
Aber ich habe auch immer ihren "harten Kern" gesehen, und der hat sich ja auch, was dieses ominöse Versprechen angeht, ja auch gezeigt.
Dazu kommt, daß ich es falsch von ihr fand, daß sie Lymond mit so grausamen Mitteln "ins Leben zurückgebracht" hat. Er WOLLTE sterben. Und er wollte mit einem Paukenschlag abtreten, unter Freunden, und mit einer letzten selbstlosen heroischen Tat. Etwas, was auch Jerott erkennt - er macht sich ja Vorwürfe, weil er Lymond diese Chance verbaut hat.
Klar, ich kann sie nur zu gut verstehen. Welche Mutter würde denn nicht versuchen, ihr Kind mit allen Mitteln am Sterben zu hindern? Aber es zeigt sich auch, daß sie nicht so großherzig und selbstlos wie Philippa ist, die ihn ebenfalls gehen lassen wollte.
Und klar, mir ist ein Happy-End auch 1000 mal lieber als daß er wirklich gestorben wäre!
Aber: Wäre es nicht "richtiger" gewesen, ihm seinen Wunsch zu erfüllen?
Es war KEIN Happy-End abzusehen!
Sie hat ihn quasi dazu verdammt, nach Schottland zurückzukehren - mit ungelöster Familiengeschichte; in seine geliebte Heimat, die er fast nicht ertragen kann und in die er nie wieder zurückkehren wollte; in viel zu große Nähe zu Philippa, seiner großen Liebe, die er nicht "haben" kann, nicht glücklich machen kann, die durch seinen Anblick offenbar krank wird und es nicht aushält, so wie er den großen Druck dieses Dilemmas ebenfalls nicht aushält. Nach seiner Befreiung durch Wharton macht er doch auch kehrt, sobald er merkt, daß er nicht rein platonisch an Philippa denken kann, und daß es für beide wieder genauso unerträglich wäre wie vor seiner Annahme des Marschall-Stabs.
Ich finde, diese Verzweiflung, diese absolute Hoffnungslosigkeit sieht man sehr deutlich auf dem Schiff: "...what lay around him were shut gates; and what lay before him was nothing."
Und es ist doch eigentlich nur ein glücklicher Zufall, der alles zum Guten wendet!
Ist das nicht hartherzig von Sybilla?
Und nochmals zum Versprechen: Ich kann verstehen, daß sie es hält. Und ich finde es auch irgndwie logisch und verständlich (anders als z.B. Simon Hedges), daß sie andererseits nicht andere Leute davon abhält, das Geheimnis alleine zu lösen. Das eine ist, aktiv ein Versprechen zu brechen, das andere nicht.
Das ist ja auch eine der Fragen: Muß man ein Versprechen um jeden Preis halten? Wie handelt Lymond (z.B. bei SEINEM Kind), wie handelt Sybilla? Und was ist "richtig" - oder läßt sich das nicht entscheiden?
Als das "Geheimnis" endlich herauskommt, zeigt sie, finde ich, bemerkenswert wenig Vertrauen zu Lymond. Sie scheint ganz überrascht zu sein, als dieser nicht darauf besteht, daß die Wahrheit ans Licht kommt. Es scheint, als traue sie es Lymond tatsächlich zu, daß er Richard und seiner Familie so etwas antun könnte. WARUM, zum Donnerwetter?! (Verzeihung *g*!)
Und zeigt sich dadurch nicht auch, daß sie Lymond doch weniger liebt als Richard? Sie läßt ihn buchstäblich durch alle Qualen der Hölle gehen, inkl. Blindheitsanfälle, nur um Richard die "Schande" zu ersparen, um IHN zu verschonen.
Eigentlich habe ich jetzt viel mehr gesagt als ich eigentlich wollte! Aber vielleicht mußte ich das einfach mal loswerden *g*...
Und damit jetzt kein falscher Eindruck entsteht - wie denn, nach DIESR Tirade *g*:
Ich mag Sybilla trotz allem!
Es grüßt - Heike