Re: PiF - K&K


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Abgeschickt von Grisel am 19 Dezember, 2001 um 20:48:52:

Antwort auf: PiF - K&K von HeikeF am 19 Dezember, 2001 um 00:59:58:

Liebe Heike!

: Ja, jetzt also meine Meinung zur K&K-Diskussion.
: Ich bin der Meinung, daß Kuzum das „richtige“ Kind ist. Nicht nur, weil es ein winziges bißchen weniger weh tun würde.

Für mich war es von Anfang an klar, daß Khaireddin Oonaghs Sohn ist. Nicht wegen irgendwelcher Beweise, sondern weil es sich so für mich anfühlt. Und auch wegen genau dieses Satzes von Dir und anderen, weil es "so weniger weh tun würde". Verstehe das bitte nicht falsch, das ist keine Kritik, ich versuche nur zu erklären, warum ich das so empfinde. Khaireddins Leben und Schicksal in dem Buch ist dermaßen übel und herzzerbrechend, daß es mir nicht gefallen würde, zu wissen, daß Kuzum "der richtige" ist und Khaireddins Schicksal und Ende somit weniger übel wären. "Das arme Kind. Aber, naja, wenigstens konnte Lymo seinen Sohn retten." Erneut, das ist nicht als Kritik gemeint!!! Aber das ist einer der Gründe, warum ich an Khaireddin festhalte.

: Gabriels Kind muß ein paar Monate älter gewesen sein, hat aber, wenn man also Khaireddin annimmt, viel schlechtere Lebensbedingungen (Liebe, Ernährung, Unterkunft, „Umsorgung“) als Kuzum. Daher sind beide vom Entwicklungsstand so ähnlich, daß man es nicht mehr unterscheiden kann.

Das ist sicher ein gutes Argument, aber ich sehe das eher in der Richtung der schriftstellerischen Bequemlichkeit. Ein anderes sind Kinder, die zufälligerweise genau die richtigen Haar- und Augenfarben geerbt haben, genau so, wie es dem Autor für die Geschichte am praktischsten ist. Mehr sage ich dazu nicht, da das Spoilerterritorium ist.

: „Mo Cridhe“ kann Khaireddin von vielen Leuten aufgeschnappt haben, z.B. in Algiers von Khedi oder sogar Oonagh – wer weiß, sie waren bestimmt im gleichen Haus... Oder nachher von den Männern, die ihn mißbrauchten, so bunt gemischt, wie die Bevölkerung in Istanbul ist. Ich glaube zwar nicht, daß Gabriel selbst es mal gesagt haben könnte, aber vielleicht hat er den Leuten, bei denen Khaireddin war, spezielle Anordungen gegeben – um das ganze noch undurchsichtiger zu machen.
: Evangelista wird sicher das Kind von Joletta geliebt haben (Khaireddin). Aber sie war schon alt, und das Kind war eine Zeitlang nicht bei ihr. Es kann also sehr gut einen Austausch in Algiers stattgefunden haben, und das andere Kind kam nach Zakynthos.
: Ich bin schon sehr gespannt auf Gegenargumente!

Wirkliche Argumente habe ich nicht, siehe oben, bei mir entscheidet das Gefühl. Aber ein paar Kleinigkeiten fallen mir da doch ein. Irgendwann wird erwähnt, daß Kuzum wahrscheinlich groß werden wird. Oder die Tatsache, daß Khaireddin so viel mehr zu leiden hat, als Kuzum. Sicher, ein Traumvater ist Gabriel nicht, weil es ihm egal ist, was aus seinem Kind wird, egal welches es ist. Trotzdem, das einzige, was Kuzum zu erleiden hat, ist die Brandmarkung und dann die Schläge. Über Khaireddins Qualen will ich jetzt gar nicht näher nachdenken.
Außerdem finde ich die Tatsache auch interessant, daß die Dame de D Philippa auf Kuzums Spur setzt. Eigentlich würde das ja eher für Deine Überzeugung sprechen, aber irgendwie gibt mir das zu denken.
Ich denke, es gibt ca. gleich viele Argumente für den einen wie für den anderen. So soll es ja auch sein, weil die Grundaussage die ist, daß es vollkommen egal ist, weil kein Kind "richtiger" sein kann als das andere.

: Aber der Punkt ist eben, daß Lymond davon ausgeht, daß er sein eigenes Kind getötet hat.

Ganz genau. Mal abgesehen davon, daß er auch nicht das andere Kind in den Tod hätte schicken können, ohne daß ihn das ebenfalls getroffen hätte. Welchen fühlenden Menschen denn nicht?

: Warum hat er sich wohl für Kuzum entschieden?
: Weil er bessere Überlebenschancen hatte?
: Weil er auch an Philippa gedacht hat?

Ich glaube, das ist die allgemeine Überzeugung. Es kommt vielleicht auch noch dazu, daß er nicht "egoistisch" sein wollte, und "sein Kind" retten und Philippas sterben lassen wollte?

: ...die Istanbul-Teil in PiF immer noch nicht ganz verdaut hat...

Ich glaube, das kann keiner von uns! Mir graut jedes Mal (!) davor. Und man kommt doch nicht davon los.

Grausame Dunnett. Was muß das für ein Schock für Leute sein, die nicht vorgewarnt sind! Ich weiß nicht, ob ich mir das einbilde, aber mir kommt schon vor, daß der Tod von kleinen Kindern so direkt geschildert nach wie vor ein Tabu ist, und wohl ganz besonders in der Zeit, in der das Buch geschrieben worden ist.

Bye,

Grisel


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