Abgeschickt von Martine am 20 Februar, 2001 um 16:11:20:
Antwort auf: *Schluck* von JMaria am 20 Februar, 2001 um 13:07:55:
Hallo Maria
Da ich hier die Schneckenfreseserin bin, will ich gleich antworten
Also, ich verstehe es vollkommen, Bücher zum Vergnügen zu lesen. Obwohl einige das Gegenteil behaupten. *grins *
Und ich nehme nicht jeden historischen Roman in die Hand, um ihn in kleine Stücke zu fetzen. Ich schau erst mal, was will mir die Autorin da erzählen. Ist es z.B. ein zur schönen Unterhaltung geschriebener Liebesroman in einem historischen Setting, sozusagen Lesefutter für Sofatage? Dann weiß ich, o.k., hier geht es nicht um Authentizität, sondern ich soll mich unterhalten.
Dann ist mir auch das Wichtigste, daß es mir Vergnügen bereitet und daß ich schöne Lesestunden damit hatte.
Leider hab ich die aber nicht, wenn mir Zweifel an den hochgerühmten Kenntnissen der Autorin kommen. Besonders wenn mir die Autorin lang und breit erklärt hat, daß es ihr um das Historische geht. Daß es für sie um Genauigkeit geht.
Dann frage ich mich schnell, was diese Geschichte in dieser Zeit soll. Das ging mir mit Park z. B. so. Dauernd gab es irgendwelche Unstimmigkeiten, sei es die Kartoffelsuppe oder Bräuche und Gewohnheiten oder einfach de Bildungsstand der Personen.
Dann kommt mein leider besserwisserisches Wesen durch und ich fange an ganz genau zu lesen.
Autoren die mir gefallen haben, sind z.B. Diana Norman. Oder Julian Rathbone (Kings of Albion). Gerade der letztere nimmt sich auch einige Freiheiten in Bezug auf das historische heraus, aber er packt das in eine wunderbare Geschichte, die so spannend ist, und auch so ironisch erzählt, daß man diese Freiheiten akzeptiert. Und er gibt diese Freiheiten zu.
Auch bei Gillian Bradshaw ist das historische sicher nicht der Vordergrund, aber trotzdem die Beigabe zu einer gut erzählten Geschichte. Vor kurzem habe ich von ihr den "Leuchtturm " gelesen. Sicher gibt es da nicht alles nach Gechichtsbuch, aber die Stimmung am Ende des römischen Reiches, das fing sie gut ein.
Und dann natürlich noch Lindsey Davies mit ihrer Falco Serie. (Schon allein deswegen, weil sie behauptet DD hielte sie vom Schreiben ab) Die Falcos sind ganz einfach wunderbare Krimis und man erfährt zwar weniger etwas über die genauen historischen Hintergründe, das will sie ja auch nicht, aber viel über das Alltagsleben Roms. Und ihre Personen sind ebenfalls wunderbare Charakterbeschreibungen und gut ausgearbeitet.
Dann kommt als erschwerender Faktor natürlich noch DD selbst dazu. So plastisch zu erzählen und es so historisch korrekt zu machen, daß du mit dieser Literatur jeden Geschichtslehrer in Entzücken versetzen könntest, ist wirklich selten. Gerade ihre Erzählweise aber animiert auch dazu Fachliteratur zu lesen. Vor kurzem erst habe ich mich tapfer durch den "Principe " gekämpft.
Neben Cross und Gablé hat mir auch z.B. Gabaldon nicht gefallen. Zwar ist das eine nette Geschichte und auch sehr spannend erzählt, aber im Vergleich zu DD steht sie da wie Fastfood zu Slowfood. Besonders da sie so vehement auf ihre Geschichtskenntnisse pocht. Die hat sie aber nur oberflächlich, viel an ihrer ganzen Highlandsaga ist einfach nur Touri-Kitsch wie er erst nach 1850 erfunden wurde. Die ganze Plaid- und Tartangeschichte regt mich da jedesmal wieder auf. Und wenn sie so auf ihren Geschichtskenntnissen rumreitet, dann ist das ja wohl das mindeste, daß sie die auch unter Beweis stellt und den Schottenkitsch ausläßt.
Oder sie sagt einfach: Ok! Ich schreibe karierten Kitsch, dann sage ich: Ok, ich les ihn unter der Voraussetzung gerne. Aber Etikettenschwindel mag ich nun mal nicht.
Martine
die wirklich viel liest, aber der leider nicht alles gefällt.