Abgeschickt von Martine am 09 Februar, 2001 um 12:43:17:
Antwort auf: Re: Ein paar Überlegungen, warum Dunnett uns nicht losläßt... von Maria-Anna am 09 Februar, 2001 um 11:28:05:
Hi Maria Anna,
du schriebst....
sondern für mich hatten sie oft etwas archetypisches an sich, also etwas von menschlichen (und manchmal schicksalhaften) "Grundsituationen", in die wir alle immer wieder reingeschubst werden
Wenn ich nachdenke fällt mir noch die eine oder andere ein, ich versuche mich mal auf das Königsspiel zu beschränken:
Da ist die Ehekrise zwischen Mariotta und Richard, die dieser immer mehr vorantriebt durch sein verstocktes Verhalten, obwohl er weiß, daß er ich anders verhalten muß, um den Konflikt zu lösen, tut er es nicht, er hat keine ideale Reaktion, sondern sehr menschliche, seine Eitelkeit geht vor und niemnd bringt ihn zur Vernunft. Lösen tut sich bei ihm der Knoten erst als er mit seinem Bruder alleine ist.
Da ist Andrew Hunter und seine Mutter Catherine, die ihrem Lieblingssohn nachtrauert. Andrew wird es ihr nie recht machen, bzw. sie wird ihm nie sagen, daß sie ihn braucht, wenn auch nicht liebt. Und dadurch führt sie eine Katastrophe herbei.
Oder die Beziehung Sibyllas , zu ihren beiden Söhnen. Richard ist eifersüchtig auf Francis, und wirft seiner Mutter vor, daß sie den anderen mehr liebt. Das ist übrigens ein heißdiskutiertes Thema bei Marzipan: Sibylla. Ich persönlich halte sie für eine Figur in der viel sehr viel von Dunnett selbst drinsteckt. Nein, ich meine nichts Autobiographisches, nur Parallelen im Verhalten und im Charakter. Klug, witzig, heimlichtuerisch, ihre Ziele verfolgend und erreichend sehr musisch begabt und sehr manipulierend. Und natürlich charmant!
Das sind immer wieder diese Szenen, die wir kennen, und wie du selbst sagst, die wir auch schon , natürlich auf weniger dramatische Weise, - schließlich spielt kaum eine von uns Schach im Topkapi Palast, - durchlebt haben.
Zur Archetypisierung, na ja, ich habe ja mal an einem langeiligen Tag im Büro diesen AAR Artikel über die acht Archetypen des männlichen Helden übersetzt und ins Forum gestellt. (Ist irgendwo im Archiv) da ging es zwar um psychologische Verhaltensweisen, aber schließlich kann man die Kerls ja auch so einordnen, die Götter wie die Märchenhelden.
Da ich ja eine so gräßliche Lymondaine bin, daß mir null Niccolo-Szene einfällt die ich in diese Grundszenen einordnen könnte, deshalb ist hier mal die andere Fraktion gefragt: Helft mir auf die Sprünge!
Und zur Landwirtin: Na ich bitte dich, stell dein Licht gefälligst nicht unter den Scheffel, deine Antwort hat mir nochmal mächtig zu denken gegeben. Was hätte eine Humanist oder ein Psychologe denn anderes schreiben können?
Martine