Abgeschickt von Martine am 04 Januar, 2001 um 23:55:08
Hier gibt’s Neues von der Schneckenfresserin...
Also, wer meine Klagen à la "ich hab nix zu lesen" nicht hören kann:
Schnell überblättern.
Für die Feiertage hatte ich mich ja mit Lesestoff eingedeckt, die Gablé war nicht so das Wahre, als ich sie fertig hatte, nahm ich also den Harry Mulisch: "Die Entdeckung des Himmels" zur Hand, und was muß ich da erfahren:
So ein pseudookkultes Geschwafel ist mir seit langem nicht mehr untergekommen.
Bäää!
Das ist sicher kein Buch das ich zu Ende lesen werde (Wo verkauft man am besten seinen Kram im Internet?)
Zuerst diese Dr. Faustus-Geschichte. Da wird im Himmel also wieder mal ein Pakt geschlossen, nur daß es da zugeht wie in einer preußischen Amtsstube. (Kollateralschäden inbegriffen). Der Pakt ist übrigens, man merkt es fix, die Umkehrung zum Vorspiel im Himmel aus Goethes Faust. Dann das Brimborium mit dem Testimonium. Argh, da kennt einer seine Bibel nicht! Die Saphirtafeln und die Lade sind eben nicht das Zeugnis des Bundes zwischen Gott und den Menschen, sondern das ist, ganz alttestamentarisch nach der Sintflut der Regenbogen. Und der kann nicht aufgekündigt werden.
Und was ich hier nur am Rande erwähnen will: diese gräßliche maskuline Sentimentalität, von der das ganze nur so durchtränkt ist.
Das beginnt mit dieser Faust-Mephisto-Männerfreundschaft, die sich sogar das Gretchen teilt. (umpf...)
Zieht sich durch alle kleineren chauvinistische Ausrutscher über die die großzügige Feministin ja schon hinwegliest, (knirsch...) und endet nicht mit dem gräßlichen Vaterschaftvermeidungskonstrukt, damit es die Gegenthese zum hl. Joseph gibt. (pfffff...) Nein, es muß auch noch die Verarbeitung des Holocaust, die Naturwissenschaft des 20. Jahrhundert, die Astrophysik, die gesamte Menschheitsphilosophie, 1968, die Studentenrevolte, undundund mit rein, unbedingt. (ächz!)
Und was dem Faß die Krone von hinten aus dem Auge schlägt:
Das sind diese halbseidenen Wissenschaftshäppchen die immer wieder im Buch verteilt werden. Ja, hochinteressant, daß es genauso viel Sterne in der Galaxie gibt wie GATC-Basen-Kombinationen in der menschlichen DNA. Aber auf die gleiche Zahl kommt man auch wenn man einen 10 Litereimer mit Sandkörnern füllt. Was sagt uns dieser Vergleich nun über die menschliche DNA.?
Genau.
Ich kann mich noch erinnern, wer mir dieses Buch empfohlen hat. Und wehe, wehe...
Martine