Nochmal zur Soap


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Abgeschickt von Martine am 10 Juli, 2000 um 13:44:37

Hallihallo....

Also. das mit der Soap muß ich ja dann doch noch mal erklären...

Nein, ich habe nicht gemeint, daß Dunnett richtig Daily Soap sei, aber ich finde, zum Teil reagieren wir nicht unähnlich den Fans von Dallas, oder Marienhof oder sonst irgendeiner Serie.

Natürlich bewundern wir die Roman auch wegen der historischen Genauigkeit und wegen der Akkuratesse mit der DD recherchiert. Aber wäre es nur das, würden wir die Bücher sicher einmal lesen höchstens zweimal und dann hätte es sich.

Aber nein, wir LEBEN richtig mit den Personen mit! Wir reden über sie, als ob sie FAMILIE oder FREUNDE wären. Jeder Außenstehende, der zufällig beim Dunnettplausch am Nebentisch mithört, würde zuerst denken wir reden über Abwesende, aber zu mindestens über reale Personen.
Oder?
Geht euch das ähnlich.

Gestern hat Simon etwas in Marzipan geschrieben was mir die ganze Zeit im Kopf rumgeht. ... ich wollte ihn auch darauf antworten.. Kann mir jemand das folgende Epos ins englische übersetzen;-))
Ich glaube E2K wirft seine Schatten voraus.

Ich zitiere ungenau und treffe sicher nicht Simons trockenen Stil.
Also Simon schrieb (so ungefähr) zum Ende von Checkmate

.... Ungefähr zwei Monate nach dem Ende von Checkmate wacht Lymond nachts schweißgebadet auf und hat Alpträume und schreckliche Schuldgefühle wegen Austin und Marthe. ...

Und Ja, ich glaube Simon, daß er, so zynisch er das jetzt gesagt hat, recht hat.

Und DAS ist es was die Faszination ausmacht!
In anderen Büchern kommen die Helden UNBESCHADET davon.
Ich rede jetzt hier als Lymondaine. Ich weiß nicht ob ich das selbe über Nicholas sagen könnte, ich bin mir nicht sicher.

Die Regel ist in diesem Genre:
Wir haben da einen Abenteuerroman im historischem "Gewand", der Held durchläuft verschiedene Episoden, mehr oder minder gefährlich für Kopf und Kragen, ein paar beißen ins Gras, auch von den Guten, und am Ende kriegen sich der Held und die Heldin und alles ist in Butter...
Keine traumatischen Spätfolgen, keine Schuldgefühle, höchstens ein paar Tränchen an ein paar Gräbern - und ab in den Sonneuntergang: THE END..

Und bei Dunnett?

Wie oben, nur: die paar Episödchen sind eben ich nur gefährlich für Kopf und Kragen, sondern hinterlassen tiefe Wunden in der Seele. Der Held fühlt sich als Gossenschwein, und schleppt unendliche Schuldgefühle mit sich herum. Und wie im wahren Leben wird er die auch nicht so einfach mit dem Sonnenuntergang und THE END wieder los. Nein, die bleiben erhalten und führen dazu, daß ein paar Hansele dauernd über ihn reden.

So und nun kommt das Teil nur mit der Lymondaine:

Wir sehen Lymond immer schon als Erwachsenen, wir wissen ein wenig von seiner Kindheit und Jugend, und was wir wissen, könnte ganz modern Alice Miller über das begabte Kind geschrieben haben.

Wir können das aber auch schön entlang der ihm zustoßenden Ereignisse aufdröseln.
Ein Kette von ihn traumatisierenden Erlebnissen. (Erinnert mich an den Archetypen "Verlorenen Seele").

Und ja, hätte Dunnett uns hier den Überhelden gegeben wäre das mit THE END alles in Butter und verziehen und Friede, Freude, Eieiei...

Macht Dunnett aber nicht.
Ja eigentlich kann Lymond sich nur in die Richtung ändern, daß er immer mehr traumatisiert wird. Jedenfalls kann er nicht komplett seine Persönlichkeit so ändern, daß es ihm nichts ausmacht, wenn er andern Leid zufügt.
Diese Person, die nach außen hin so sicher wirkt und sich tief drinnen mit den Schuldgefühlen herumquält ist nur sehr bedingt ein "Held". Entscheidet er sich, ein solcher zu sein, schwupps, sind wieder eine paar Akolyten tot und er ist dran schuld. Oder glaubt er ist schuld. Meistens ist er ja auch schuld. Aber eben so schuld wie es menschlich ist.
Ist doch so, keiner von uns würde das als Kollateralschaden abtun und leichthin darüber hinwegsehen, daß er wieder ein paar Adressen aus seinem Notizbuch streichen kann. Ähnlich wie Lymond würden wir uns in Selbstvorwürfen verzehren, und nie darüber hinwegkommen.
Ja, eben NIE. Das macht den Unterschied.

So kann das überhaupt noch jemand verstehen ?
Vielleicht sollte ich jetzt was essen gehen , sonst werde ich völlig traumatisiert...

Martine beißt nicht ins Gras sondern in das Mittagessen...
also quält euch nicht mit Selbstvorwürfen...




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